Querschnittsgelähmter Felix Hahn aus MV operiert: „Das ist schon absoluter Wahnsinn“
Artikel der Ostsee-Zeitung vom 09.10.2023
Beitrag von Christin Assmann
Die ersten kleinen Zeichen deuten auf einen erfolgreichen Eingriff hin: Nachdem bei einer Spendenaktion 85 000 Euro für die Operation eines Familienvaters aus Elmenhorst (Kreis Vorpommern-Rügen) gesammelt wurden, hat dieser jetzt wieder Hoffnung. Er sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl.
Elmenhorst. Es war eine turbulente Woche für den Familienvater Felix Hahn aus Elmenhorst (Vorpommern-Rügen): Der 45-Jährige ist seit zwei Jahren querschnittsgelähmt. Bei einer Crowdfundingaktion wurden 85 000 Euro für eine Operation gesammelt, die ihm wieder aus dem Rollstuhl helfen soll. Jetzt konnte der Eingriff durchgeführt werden.
Halb neun am Montagmorgen wurde die Operation angesetzt. „Es ging rein, die letzten Formalitäten erledigt, Kittel an, dann gingen die Augen zu, Augen wieder auf und dann war es vorbei. Alles wahnsinnig schnell“, berichtet Hahn nur wenige Tage danach.
„Zuerst war ich noch müde, ich hab schon mal geguckt nach dem Verband, das ist wirklich nicht viel. Schmerzen habe ich keine. Ich merke, dass da was passiert ist und die Nerven gereizt sind. Aber das wird schon Tag für Tag besser“, so Hahn weiter.
Erste Reaktionen deuten auf eine erfolgreiche OP
Bei dem minimalinvasiven Eingriff werden Elektroden an bestimmten Beckennerven platziert, um diese gezielt elektrisch zu stimulieren. Über die Elektroden steuert ein Schrittmacher, der unter der Haut im Bauchbereich liegt, die Nerven der Muskulatur. Schon während der Operation soll überprüft werden, ob diese Stimulation Reaktionen auslöst.
Das hält der Patient in einem kurzen Video auf Instagram fest: „Da hält der Arzt mein Bein in der Kniekehle hoch und dann wird das angesteuert und das Bein macht sich gerade“, erklärt Hahn und ergänzt: „Das war krass. Ich weiß nicht, wie ich diesen Moment in Worte fassen soll. Das ist schon absoluter Wahnsinn. Es ist wirklich vorbei. Erst war die OP ein Wunsch und das Ziel. Dann wurde es ein Plan und es geschieht wirklich.“
Das erste Etappenziel ist erreicht. Alles sei gut gelaufen und so, wie es nach Plan sein sollte. Nun heißt es drei Wochen die Füße stillhalten und dann beginnt die Trainingszeit.
Elmenhorster muss zur Behandlung in die Schweiz
Nach einem Sturz aus knapp fünf Metern Höhe bei Baumsägearbeiten begann sein Leben im Rollstuhl vor zwei Jahren. Schlagartig änderte sich alles. Doch dass es Hoffnung gibt, zeigte sich in einem TV-Beitrag, bei dem eine Behandlungsmethode vorgestellt wurde, die ausschließlich Prof. Dr. med. Marc Possover in Zürich durchführt.
Darum gab es für die Familie keine Alternative. Die positiven Fälle hätten die Hahns überzeugt. 70 Prozent der Patienten sollen selbstständig ohne Fremdeinwirkung entweder allein, mit Krücken oder an einer Stange haltend gehen, während sie eine konsequente Physiotherapie erhielten. Ein Durchbruch in der Behandlung querschnittgelähmter Patienten, die eine gewisse willentliche Kontrolle über die unteren Extremitäten entwickelten.
Mittlerweile gebe es frühere Patienten, die eigenständig kurze Spaziergänge unternehmen können und dadurch mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität zurückgewinnen. Allein das Aufstehen würde vieles im Alltag im Rollstuhl vereinfachen und hätte auch große gesundheitliche Vorteile für die Muskulatur und Durchblutung, sagt Hahn.
Familie aus Elmenhorst bedankt sich bei den Spendern
Die Kosten für die Operation musste die Familie ohne Unterstützung der Krankenkasse tragen. Deshalb initiierte eine Freundin der Familie, Steffi Frick, eine Spendenaktion. Mit vollem Erfolg – die veranschlagten 85 000 Euro sind zusammengekommen. Und das Handy des Elmenhorsters steht nach der OP nicht still.
Der erste Dank via Social Media zeigt das erste Ergebnis und verbindet damit „ein riesengroßes Dankeschön an alle, die mit ihrer Spende und ihrem selbstlosen Einsatz diese OP erst möglich gemacht haben.“
Den Querschnitt kann die Operation nicht heilen und auch das Gefühl in den Beinen wird nicht wieder zurückkommen. Doch bestärken Erfolgsberichte von anderen Patienten den Familienvater in dem Vorhaben, wieder selbstständiger zu werden, allein aufstehen oder sogar gehen zu können.