Der 45-jährige aus Elmenhorst hofft, durch eine Operation wieder gehen zu können
Artikel der Ostsse-Zeitung vom 24.08.2023
Von Christin Assmann
Grimmen/Elmenhorst. Kurz vor Schluss – die Ziellinie ist für Felix Hahn schon zu erkennen. Zur benötigten Spendensumme von 85 000 Euro fehlen – Stand Mittwoch – nur noch 1765 Euro. Seit zwei Monaten sammeln Menschen aus ganz Deutschland für den querschnittsgelähmten Familienvater aus Elmenhorst bei Grimmen – und zwar mit so viel Erfolg, dass das Ende kurz bevorsteht.
„Wir sind überwältigt von der Spendenbereitschaft und wie viel in kürzester Zeit zusammengekommen ist. Wir haben gesehen, dass viel aus Grimmen und unserer Umgebung kommt, und das zeigt, wenn es um was geht, halten die Leute zusammen“, sagt er und ergänzt: „Dass wir so viel Unterstützung bekommen – das ist Heimat, die man spürt und gibt mir Rückendeckung und Halt.“ Nun ist es fast geschafft.
Vor fast zwei Jahren, am 11. September, während der 45-Jährige seinen Eltern auf dem Grundstück bei Baumsägearbeiten behilflich sein wollte, fiel er aus knapp fünf Metern Höhe in die Tiefe. Die Diagnose: Querschnittslähmung. Unheilbar. Sein Leben und das seiner Familie änderte sich schlagartig. Sein großer Traum: Durch eine neue Operationsmethode in der Schweiz wieder stehen oder sogar gehen zu können. 85 000 Euro werden benötigt, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.
Der Termin steht fest. Am 2. Oktober könnte sich das Leben des 45-Jährigen komplett ändern – zum Positiven, denn hinter der OP steckt noch viel mehr. „Wenn man nur sitzt und den Unterkörper nicht bewegen kann, lassen die Muskeln nach, die Knochen stoßen auf Fleisch und das verschlechtert die Durchblutung und die Wundheilung ist schlechter“, erklärt er.
Wassereinlagerungen seien die Folge neben weiteren Beschwerden. „Osteoporose ist vorprogrammiert. Sobald die Muskulatur wiederkommt, wird das gemindert. Natürlich wird es auch einfacher, im Alltag wieder allein stehen und gehen zu können“, so Hahn weiter. Vor der OP hat der Elmenhorster keine Angst. Das Ziel zu erreichen, „bedeutet mir alles. Das ist für mich das Höchste, was ich jetzt noch erreichen kann.“
Eine größere Summe kam vor Kurzem aufs Spendenkonto. 4250 Euro wurden von dem Benefizkonzert vom 6. August zusätzlich zu den über 3150 Euro Spenden von dem Tag des Events überwiesen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut wird. Ich bin kein Mittelpunktmensch, aber alle kamen mir so positiv entgegen. Das war einfach toll“, schwärmt er. Das Benefizkonzert mit zahlreichen namhaften DJs, die aus ganz Deutschland angereist sind und ohne Gage im Grimmener Kulturhaus aufgelegt haben, wurde ohne Eintritt auf die Beine gestellt.
„Ohne die Stadt Grimmen und den Bürgermeister hätten wir das nicht geschafft. Und auch nicht ohne die Hilfe von der Björn Wodzich und den 25 Helfern sowie Engine“, betont Veranstalter Jörn Kurowski. Der Eintritt war frei, die Getränkeerlöse sollten nach Anzug der Kosten für die Operation gesammelt werden. Dazu kamen Spenden von der Sparkasse Vorpommern, Baubetrieb Frank Grünwald, Krandienst Lange, BBQ Rügen und Kurowski selbst. „Ich hätte es lieber draußen als Open Air durchgezogen, aber das Wetter war zu ungewiss und mit der Stadt und dem Kulturhaus hat alles so schnell geklappt“, so Kurowski weiter. Die Arbeit hat sich gelohnt. Das gilt auch für Steffi Frick, die die Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen hat. „Wir hoffen, dass der Rest noch zusammenkommt. Das wäre ganz, ganz toll. Wir sind von dieser Welle überwältigt. Es haben so viele Nachbarn, Firmen aus Grimmen, Leute von nah und fern gespendet – damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind allen sehr, sehr dankbar“, betont Frick. Die besten Freunde engagierten sich für die Aktion, um ihn bei seinem Traum zu unterstützen.
